„Ifo-Zahlen täuschen über globales Umfeld hinweg“

Marktkommentar von Dr. Otmar Lang, Chefvolkswirt der TARGOBANK,
zum Ifo-Geschäftsklimaindex

Düsseldorf (26.6.17) – Der Ifo-Index steigt abermals von 114,6 auf 115,1 Punkte – das sorgt für gute Stimmung. Doch in der restlichen Welt sieht das Bild anders aus: Das Umfeld bröckelt. So haben die globalen Einkaufsmanagerindikatoren seit Monaten den Rückwärtsgang eingelegt. Das spricht nicht für eine anhaltende spürbare Belebung der Weltkonjunktur – selbst die sonst so optimistisch klingende OECD wird vorsichtiger und rechnet im kommenden Jahr kaum noch mit einer Wachstumsbeschleunigung.

Dass der aktuelle Rückgang beim Preisanstieg nur temporär sein soll, ist nicht schlüssig. Wahrscheinlich hat auch die Inflation ihren Höhepunkt überschritten. Und dass die Entwicklung beim Ölpreis passend dazu vor allem mit den hohen Lagerbeständen begründet wird, verdrängt das Argument eines möglichen Konjunkturabschwungs. Aber wenn die Konjunktur stabil ist, warum fällt dann der Goldpreis?

Die Aktienmärkte werden durch die Ifo-Daten vorerst weiter gestützt, doch den Notenbanken, insbesondere der EZB, hilft das nicht weiter. Denn was nützt die Botschaft, dass die Wachstumslokomotive in der Eurozone weiter liefert, wenn auf der anderen Seite die Zweifel am globalen ökonomischen Umfeld wachsen und der Inflationsdruck nachlässt? Im weiteren Wochenverlauf könnte das Statistische Bundesamt den zweiten Rückgang in Folge bei der deutschen Teuerungsrate verkünden.

Nachdem sich die politischen Risiken im Jahresverlauf deutlich verringert haben, ist der Fokus jetzt wieder sehr deutlich auf den Makrodaten. Und das Bild ist unklarer als es im Vorfeld der Parlamentswahlen in den Niederlanden, Frankreich und dem Vereinigten Königreich je war. Die Welt wird ungemütlicher, auch wenn der Ifo-Index weiter Stabilität suggeriert.