Bundesbank: Geldvermögensbildung und

Außenfinanzierung in Deutschland im dritten Quartal 2016 – Sektorale Ergebnisse

Frankfurt/Main (13.1.17) – Das Geldvermögen der privaten Haushalte stieg gegenüber dem zweiten Quartal 2016 deutlich um 76 Mrd € oder 1,4 % und belief sich zum Ende des dritten Quartals auf 5.478 Mrd €. Der Anstieg wurde von spürbaren Bewertungsgewinnen von gut 33 Mrd € beim gehaltenen Geldvermögen begleitet, darunter insbesondere bei Aktien und Anteilen an Investmentfonds. Die auf Transaktionen beruhende Geldvermögensbildung blieb leicht hinter dem Vorquartal zurück, fiel aber mit etwa 42 Mrd € erneut vergleichsweise kräftig aus.

Damit setzte sich der Aufwärtstrend der vergangenen drei Jahre fort. Ein größerer Teil der Mittel floss abermals in Bargeld und Einlagen, jedoch waren die Zuflüsse weniger stark als in der Vorperiode. Gleichzeitig blieb das in den Vorquartalen gestiegene Engagement in Aktien und Anteilen an Investmentfonds leicht hinter den Werten der vergangenen Quartale zurück. Insgesamt konnte jedoch erneut sowohl die seit einiger Zeit bereits vorherrschende Präferenz für liquide und risikoarme Anlagen als auch ein weiterhin erhöhtes Renditebewusstsein beobachtet werden. Die Verbindlichkeiten der privaten Haushalte nahmen im gleichen Zeitraum um gut 16 Mrd € zu. Insgesamt stieg dadurch ihr Nettogeldvermögen gegenüber dem Vorquartal um 59 Mrd € oder 1,6 % auf 3.816 Mrd €. Dagegen sank das Nettogeldvermögen der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften spürbar um 125 Mrd € oder 7,5 % und belief sich zum Ende des dritten Quartals auf minus 1.789 Mrd €.

Private Haushalte: robuste Geldvermögensbildung bei relativ kräftiger Außenfinanzierung

Im dritten Quartal 2016 lag die transaktionsbedingte Geldvermögensbildung der privaten Haushalte in Deutschland mit gut 42 Mrd € leicht unter dem Wert des Vorquartals, war damit aber immer noch kräftig und unterbrach nicht den Aufwärtstrend der vergangenen drei Jahre. Mit per saldo 20 Mrd € floss ein Gutteil in Bargeld und Einlagen, darunter fast ausschließlich in Sichteinlagen (einschl. Bargeld), wenngleich auch etwas weniger als zuletzt. Spareinlagen (einschl. Sparbriefen) wurden zudem erneut deutlich abgebaut. Damit hat die Präferenz der privaten Haushalte für liquide Einlagen, die vor dem Hintergrund des Niedrigzinsumfelds der vergangenen Jahre zu sehen ist, zwar erneut etwas nachgelassen, bleibt aber weiter bestehen. Im Berichtsquartal haben die privaten Haushalte zudem ihre Ansprüche gegenüber Versicherungen und Pensionseinrichtungen, die ähnlich den Bankeinlagen typischerweise als risikoarm wahrgenommen werden, mit gut 19 Mrd € ähnlich stark wie zuvor aufgebaut.

Des Weiteren engagierten sich die privaten Haushalte vergleichsweise stark an den Kapitalmärkten. So erwarben sie im Berichtsquartal in ähnlichem Umfang wie in der Vorperiode Anteile an Investmentfonds, wobei primär Aktien- und Immobilienfonds gekauft wurden. Dagegen blieben die Käufe von Aktien und sonstigen Anteilsrechten mit gut 3 Mrd € per saldo hinter den Vorquartalswerten zurück, bewegten sich aber weiterhin über dem langjährigen Durchschnitt. Gekauft wurden insbesondere börsennotierte Aktien aus dem Ausland. Trotz leicht rückläufiger Mittelzuflüsse in Aktien verstärkt diese Entwicklung den Eindruck eines gewissen Renditebewusstseins, da ausländische Anlagen typischerweise als riskanter wahrgenommen werden und folglich gekauft werden, um höhere Renditen zu erzielen. Dies weist zudem darauf hin, dass sich die weiterhin bestehende Risikoaversion im Berichtsquartal erneut leicht abschwächte. Im Gegensatz zu den bereits genannten Anlageformen verzeichneten Schuldverschreibungen, die seit nunmehr über fünf Jahren in Folge netto verkauft wurden, auch im dritten Quartal 2016 Abflüsse, die mit 3 Mrd € allerdings etwas niedriger ausfielen als im Vorquartal. Diese Mittelabflüsse sind nicht zuletzt auch vor dem Hintergrund niedriger Renditen zu sehen.

Da sich das Börsenumfeld im Berichtsquartal günstig gestaltete, wurde der deutliche transaktionsbedingte Anstieg des Geldvermögens von spürbaren Bewertungsgewinnen begleitet, die das gehaltene Geldvermögen für sich genommen um gut 33 Mrd € vergrößerten. Neben börsennotierten Aktien aus dem Ausland waren hiervon vor allem börsennotierte Aktien inländischer Emittenten sowie Anteile an Investmentfonds betroffen. Zusammengenommen ergaben die transaktions- und bewertungsbedingten Änderungen einen merklichen Anstieg des Geldvermögens um etwa 76 Mrd € oder 1,4 %, sodass es zum Ende des dritten Quartals 5.478 Mrd € betrug.

Die Außenfinanzierung der privaten Haushalte betrug etwa 16 Mrd € und erreichte damit einen neuen Höchstwert seit dem Jahr 2000. Vergeben wurden diese Mittel fast ausschließlich von Kapitalgesellschaften im Inland, vor allem von Banken. Aufgenommen wurden primär Wohnungsbaukredite, doch auch die Finanzierung über Konsumentenkredite fiel im längerfristigen Vergleich abermals recht kräftig aus. Insgesamt nahmen die Verbindlichkeiten somit um gut 16 Mrd € oder 1 % auf 1.662 Mrd € zu. Dies führte zusammen mit dem merklichen Anstieg des Geldvermögens zu einer Zunahme des Nettogeldvermögens um 59 Mrd € oder 1,6 % auf 3.816 Mrd €. Da das Wachstum des nominalen Bruttoinlandsprodukts im Berichtsquartal schwächer ausfiel als der Anstieg der Verschuldung, stieg die Verschuldungsquote, definiert als Anteil der gesamten Verbindlichkeiten am nominalen Bruttoinlandsprodukt (gleitende Vierquartalssumme), leicht um 0,2 Prozentpunkte und lag somit zum Quartalsende bei 53,4 %.

Nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften:

Geldvermögensbildung und Außenfinanzierung gestiegen

Die transaktionsbedingte Geldvermögensbildung der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften fiel im dritten Quartal 2016 mit 18 Mrd € zwar höher aus als im Vorquartal, auf längere Sicht ist dieser Anstieg aber nur als mäßig einzustufen. Investiert wurde vor allem in Bankeinlagen (einschl. Bargeld) sowie in Aktien und sonstige Anteilsrechte, denen 17 Mrd € bzw. 11 Mrd € zuflossen. Bei den erworbenen Anteilsrechten handelte es sich insbesondere um börsennotierte Aktien anderer nichtfinanzieller Kapitalgesellschaften aus dem Inland. In geringerem Umfang wurden auch Kreditforderungen sowie Versicherungsansprüche aufgebaut. Abflüsse von 17 Mrd € gab es hingegen bei den sonstigen Forderungen, worunter auch Handelskredite und Anzahlungen fallen. Schuldverschreibungen spielten bei der Geldvermögensbildung der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften per saldo keine bedeutende Rolle.

Die Außenfinanzierung fiel im Berichtsquartal mit 22 Mrd € kräftiger aus als im Vorquartal. Sie erfolgte überwiegend über Kredite, die in Höhe von 22 Mrd € aufgenommen wurden. Vergeben wurden die Kredite vor allem von inländischen Kreditinstituten. Ähnlich wie im Vorquartal weiteten zudem die nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften auch die marktbasierte Finanzierung per saldo aus: Über Schuldverschreibungen erhielten sie Mittelzuflüsse in Höhe von 3 Mrd €, über Aktien und sonstige Anteilsrechte waren es gut 2 Mrd €. In beiden Fällen wurden die Mittel primär von inländischen Kapitalgesellschaften zur Verfügung gestellt. Dagegen wurden Verbindlichkeiten aus Handelskrediten und Anzahlungen im Umfang von 8 Mrd € abgebaut.

Der transaktionsbedingten Zunahme des Geldvermögens und der Verbindlichkeiten standen starke Bewertungsänderungen gegenüber, die das Geldvermögen um 58 Mrd € und vor allem die Verbindlichkeiten um 179 Mrd € erhöhten. Zusammengenommen sank das Nettogeldvermögen damit insgesamt um 125 Mrd €, sodass es sich am Ende des dritten Quartals 2016 auf minus 1 789 Mrd € belief. Die Verschuldungsquote, definiert als Anteil der Summe von Schuldverschreibungen, Krediten und Pensionsrückstellungen am nominalen Bruttoinlandsprodukt (gleitende Vierquartalssumme), lag zum Quartalsende bei 61,8 %. Da das nominale Bruttoinlandsprodukt schwächer wuchs als die Verschuldung, stieg die Verschuldungsquote gegenüber dem Vorquartal leicht um 0,3 Prozentpunkte.

Aufgrund zwischenzeitlich durchgeführter Revisionen der gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung sowie der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen sind die Angaben dieser Pressenotiz nicht mit denen früherer Pressenotizen vergleichbar.