BGA: Handel startet mit gedämpften

Erwartungen in das Jahr

Berlin (12.1.17) – „Nach einem schwierigen 2016 wird die Lage auch in 2017 herausfordernd bleiben. Es gilt die Wirtschaften in Deutschland, Europa und der Welt am Laufen zu halten. Wachstum ist Voraussetzung für Beschäftigung und somit Wohlstand sowie soziale Sicherheit. Wenn diese Kette weiter aufbricht, werden Nationalismus und Populismus zu einer noch ernster zu nehmenden Gefahr.“ Dies erklärt Anton F. Börner, Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), zu den Ergebnissen der aktuellen Unternehmensbefragung des Verbandes.

Der BGA-Großhandelsindikator liegt zum Jahreswechsel 2016/17 bei 126,5 Punkten. Er hat damit um 4,4 Punkte zugelegt, verharrt aber immer noch auf dem seit 2014 bestehenden Niveau. Die Geschäftslage wird mit 124,2 Punkten um 5,2 Punkte höher bewertet, die Geschäftserwartungen dagegen aber nur um 3,6 Punkte und absolut mit 128,8 Punkten.

Konkret führt diese Entwicklung im Großhandel 2016 dazu, dass ein nahezu konstanter Warenumsatz, der real lediglich 0,1 Prozent unter dem Vorjahr liegt, aufgrund rückläufiger Preise in den Büchern zu einem Rückgang der nominalen Umsätze von 0,8 Prozent auf 1.112 Milliarden Euro führt. Die seit drei Jahren anhaltende Tendenz, dass die Unternehmen jedoch immer mehr Waren verkaufen müssen, um ihre Umsätze zu erzielen und damit ihre wirtschaftliche Leistungskraft zu erhalten, wird sich nach BGA-Einschätzung auch 2017 weiter fortsetzen.

Der BGA erwartet, dass der Großhandel seine Umsätze im noch neuen Jahr 2017 nominal um ½ Prozent marginal verbessern kann. Unterstellt, dass bestehende Krisen nicht weiter eskalieren, könnten auch wieder geringfügig mehr Güter und Dienstleistungen verkauft werden, so dass ein Umsatzvolumen von 1.116 Milliarden Euro erwirtschaftet werden kann. Insgesamt bliebe der Umsatz damit aber unter dem Rekordniveau von 2015.

Die Investitionen bleiben weiter hinter dem Notwendigen zurück. Es fehlt an Impulsen zur Ausweitung der Kapazitäten. Der BGA geht in diesem Umfeld  und aufgrund der Frühindikatorfunktion des Großhandels für die Gesamtwirtschaft von einem realen Wachstum für Deutschland von gut 1 Prozent für 2017 nach 1,7 Prozent im vergangenen Jahr aus.

Wirtschaftsstandort muss weiter modernisiert werden

„Die Stimmung ist besser als die Lage. Die erfreulich robuste Einschätzung der Unternehmen trübt sich, wenn sie direkt nach der Einschätzung der weiteren Entwicklung gefragt werden“, warnt Börner. So geben nur zwei von fünf Großhändlern an, dass sie 2017 mit einer leichten oder gar kräftigen Aufwärtsentwicklung rechnen, aber fast die Hälfte der Befragten erwartet, dass die deutsche Wirtschaft auf dem bestehenden hohen Niveau stagnieren wird. Ähnlich wird die Entwicklung der Weltwirtschaft beurteilt.

Breite Unterstützung erhält die Bundesregierung für die erfolgreiche Konsolidierung der öffentlichen Haushalte von den Unternehmen des Großhandels. 85 Prozent der Großhändler sind der Auffassung, dass die Konsolidierung weiterhin oberste Priorität haben muss.

Dennoch ist nur gerade einmal gut jeder vierte Großhändler mit der Arbeit der Bundesregierung zufrieden. Mehrheitlich erwarten die Unternehmen, dass die Bundesregierung Spielräume aus der erfolgreichen Haushaltskonsolidierung nutzt, um sich mehr den Leistungsträgern zuzuwenden und stärkere wirtschaftliche Impulse zu setzen. Vier von fünf der Befragten treten gegen eine weitere Ausdehnung der Sozialleistungen ein.

Der wirtschaftliche Erfolg Deutschlands und damit die Beschäftigungssicherung von über 43 Millionen Bürgern hängt von einem vertrauensvollen und fruchtbaren Miteinander vor allem in Europa und den USA ab. „Nationalismus und Populismus können wir uns daher ebenso wenig leisten wie unsere Handelspartner. Für die Unternehmen des Groß- und Außenhandels stellt daher die EU die richtige Antwort auf künftige Herausforderungen dar. Deshalb sind Abkommen wie CETA und TTIP wichtig. Hierfür sprechen sich vier von fünf Unternehmen aus“, so Börner.

„Die Konsolidierung der öffentlichen Haushalte ist ohne Zweifel die wichtigste Errungenschaft, aber entscheidende Durchbrüche bei Bürokratieabbau und Investitionsförderung sind noch nicht erreicht. Wir verlangen nicht die großen Würfe, aber tatsächlich spürbare Modernisierung und Vereinfachung dürfen wir schon  erwarten“, erklärt der BGA-Präsident abschließend. In der gegenwärtigen Situation trauen dies die Unternehmer am ehesten der Großen Koalition zu – knapp 60 Prozent rechnen mit deren Fortsetzung auch nach 2017.